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In fremden Ländern achte ich immer auf jeden feinen Unterschied und überprüfe damit die Erwartungen, die ich vor der Reise bereits gesponnen habe. Dies gilt vor allem für den fremden Iran. Nachdem ich vor fünf Jahren das erste Mal in Polen war und bemerkte, dass die westeuropäische Verkehrsinfrastruktur keine Selbstverständlichkeit ist, dachte ich, gelte dies für den Iran umso mehr. Jedoch wurde ich von den Straßen überrascht. Der Zustand kann mit unserem wirklich mithalten. Lediglich die Autos, die auf den Straßen rollen, kennen keine DIN-Norm, geschweige denn haben sie je einen TÜV gesehen.

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Was jedoch überhaupt nicht meinen Erwartungen entsprach, war das extreme Verkehrsaufkommen. Ein Land, das unter wirtschaftlichen Sanktionen leidet, dachte ich, sei weniger mobil. Tatsächlich ist aber gerade Teheran bis tief in die Nacht vollkommen verstopft. Dies bringt Gestank, permanentes Röhren von Motoren und an zahlreichen Tagen Smog mit sich. Die Hupe ist das Universalinstrument, das wirklich an jedem Auto funktionieren muss. Wie sonst könnte man einen Spurwechsel oder sein Ankommen ankündigen oder den Vordermann zum Fahren auffordern?

Um sich im Iraner Verkehrschaos seinen Weg zu bahnen, scheint das Recht des Stärkeren zu gelten und die Devise »wer bremst, verliert«. Fußgänger sind die unteren dieser Rangordnung. Zebrastreifen werden ignoriert – niemals mit deutschem Standard rechnen und unbeobachtet auf diesen treten – Lebensgefahr! Fließt der Verkehr, dann fließt er und ist durch nichts zu bremsen, weder durch weiße Balken auf den Straßen noch durch rote Ampeln. Auch Fußgänger, die eine Straße überqueren, bringen ein iranisches Auto nicht zum Stehen. Die Lösung heißt »Ausweichen«. Die einen rechts, die anderen über die Gegenspur links vorbei am nervigen Fußgänger. So bleibt der Verkehr flüssig und der Fußgänger meist lebendig.

Fahrspuren gibt es übrigens nur theoretisch. Praktisch gibt es Lücken, die sofort gefüllt werden müssen. Dies gilt auch für den Gehweg – den teilt man sich bei Stau mit rasenden Motorrädern. Und man braucht nicht überheblich zu glauben, dass man als Fußgänger auf dem Fußgängerweg irgendwelche Vorrechte genieße. Auch hier gilt wieder das Recht des Stärkeren. Und anders als auf der Straße, sind hier die Zweiräder die »Kings of the Road«.

Die Schattenseite dieses Verkehrschaos‘ ist leider, dass der Iran den traurigen dritten Weltrang bei der Statistik mit den meisten Todesopfern im Straßenverkehr einnimmt. Stündlich sterben auf Teherans Straßen drei Menschen. 23.000 im gesamten Iran im Jahr, das sind fast 20.000 mehr als in Deutschland.

Weil die Ajatollahs aber das Leben ihres Volks wertschätzen, wird der gesamte Verkehr im Iran ausgebremst. Überall finden sich Bodenschwellen. Busfahrer müssen nach jeder Provinz einen Stempel bei der Polizei einholen, um weiterfahren zu dürfen. Poller hindern, bis sie abgeschraubt werden, Motorräder daran, auf den Fußgängerweg auszuweichen. Und am Wegesrand mahnen des Öfteren verunfallte Autowracks.

Text: Heiko Fleschen

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